Schreibblockaden während der Bachelor- oder Masterarbeit lösen

Du setzt dich zwar  jeden Tag an den Schreibtisch und öffnest dein Dokument und hast noch keine einzige Zeile geschrieben? Oder Du setzt dich gar nicht erst an den Schreibtisch? Oder Du schreibst zwar ab und zu etwas, löschst es dann aber direkt wieder oder korrigierst ewig daran herum, weil einfach nichts Brauchbares dabei herauskommt?

Es kann extrem belastend und anstrengend sein, wenn Du für Deine Abschlussarbeit etwas schreiben möchtest, es aber einfach nicht schaffst. Viele Studierende erleben das. Du bist also nicht alleine damit. Aber wie kommt es eigentlich zu Schreibblockaden und was kannst du tun?

Was ist eine Schreibblockade?

Die gute Nachricht: Eine Schreibblockade ist keine unheilbare Krankheit (auch wenn psychische und körperliche Erkrankungen das Schreiben manchmal beeinträchtigen können). Es gibt Strategien, mit denen auch Du es schaffen kannst, endlich mit dem Schreiben voranzukommen. Auch wenn Du jetzt das Gefühl hast, da geht gar nichts. Das ist ja die Definition der Schreibblockade: Du willst eigentlich schreiben, aber es klappt nicht (oder zumindest nicht so, wie Du es Dir vorstellst), egal wie sehr Du Dich anstrengst. Dich einfach mehr anzustrengen und es noch mehr zu wollen, ist also nicht der Schlüssel. Es ist mehr so, als ob der „Schreibmuskel“ einen Krampf hätte. Noch mehr Anspannung hilft dann nicht dabei, den Krampf zu lösen.

„Aber wie soll ich mich entspannen, wenn ich doch ganz dringend schreiben muss?“ Die Antwort ist: Mit den richtigen Strategien! Die Strategie, die Du momentan verfolgst, funktioniert gerade nicht (das muss nichtmal heißen, dass sie grundsätzlich falsch ist, nur gerade nicht passend für Dich).

Negative Auswirkungen von Schreibblockaden

Die offensichtlichste negative Auswirkung von Schreibblockaden ist, dass Du mit dem Schreiben gar nicht oder nur sehr schleppend vorankommst. Dadurch läuft Dir die Zeit davon und  der Stress steigt.

Was wir uns aber oft nicht klar machen: Schreibblockaden und Prokrastination sind auch verdammt anstrengend. Du wendest ja viel (vergebliche) Willenskraft auf, indem Du es immer wieder versuchst, hast aber kein Erfolgserlebnis, das Dir wieder Energie gibt, sondern kämpfst stattdessen noch mit negativen Gefühlen wie Frust, Angst oder Wut. Das kann sogar anstrengender sein als tatsächlich erfolgreich Text zu produzieren.

Dazu kommt, dass Du vielleicht kaum Pausen machst oder länger am Schreibtisch sitzt als geplant, weil Du ja nichts oder kaum etwas geschafft hast. Vielleicht verzichtest Du sogar auf Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte oder vernachlässigst Grundbedürfnisse wie Schlaf und gesunde Ernährung, weil Du jede Sekunde nutzen willst, um endlich voranzukommen. Das ist auf Dauer sehr ungesund und sorgt leider auch nicht dafür, dass es mit dem Schreiben besser klappt.

Bitte sieh Pausen nicht als Belohnung an! Pausen sind wichtig für Deine psychische und körperliche Gesundheit und Voraussetzung dafür, dass Du dauerhaft leistungsfähig sein kannst. Halte Dich auch dann an geplante Pausen, wenn Du wenig oder gar nichts geschafft hast. So erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, dass es in der nächsten Schreib-Einheit oder am nächsten Tag besser klappt.

Was sind die häufigsten Ursachen für eine Schreibblockade?

Selbstzweifel

„Ich kann doch gar nicht schreiben.“, „Eigentlich gehöre ich gar nicht an die Uni.“, „Wenn andere wüssten, wie schlecht ich schreibe, würden sie mich verachten.“ Kennst Du solche Gedanken? Damit bist Du nicht alleine. Wenn Du Dir gar nicht zutraust, einen brauchbaren Text zu verfassen, warum solltest Du dann überhaupt damit anfangen? Wenn Du so denkst, ergibt eine Schreibblockade ja fast schon wieder Sinn. Die gute Nachricht: Schreiben kannst Du lernen. Wissenschaftliches Schreiben ist ja keine angeborene Fähigkeit. Schreiben ist außerdem ein Prozess und besteht aus vielen kleinen Unteraufgaben (z. B. Planung, Textproduktion und Überarbeitung, aber das lässt sich auch noch kleiner aufgliedern), wovon Dir vielleicht manche leichter und manche schwerer fallen. Das ist ganz normal. Verbessern kannst Du Dich durch Übung und durch Feedback. Gerade dann, wenn Du denkst, dass Du besonders schlecht schreiben kannst, solltest Du also möglichst bald loslegen, damit Du Schritt für Schritt besser werden kannst.

Perfektionismus

Alles, was Du im Kopf hast, klingt banal, unwissenschaftlich und einfach schrecklich? Du kannst den ersten Satz nicht formulieren und deswegen nicht anfangen? Du korrigierst am geschriebenen Text immer wieder rum, wirst aber nicht zufriedener damit? Zu erwarten, dass der Text direkt gut oder vielleicht sogar perfekt sein muss, kann beim Schreiben sehr im Weg stehen. Vielleicht denkst Du, dass bei anderen Leuten, der Text im ersten Entwurf schon total gut lesbar ist und nah am fertigen Resultat. Dabei sagt die Qualität des Rohtextes wenig über das spätere Ergebnis aus. Eher im Gegenteil – je niedriger Deine Ansprüche bei der Textproduktion, desto schneller kannst Du den Rohtext schreiben und hast dann mehr Zeit für Überarbeitung und Feedbackschleifen. Trau Dich also, erstmal in willkürlicher Reihenfolge alles „hinzurotzen“, was in den Text rein soll. Der Feinschliff kommt dann später. Beim Schreiben sollte Dein Perfektionismus kurz Pause haben. Beim Überarbeiten ist es dann wieder sinnvoll, genauer hinzuschauen.

Inhaltliche Unklarheit

Wie baue ich den Text auf? Mache ich es so oder so? Findet meine Betreuung okay, wenn ich es so mache oder gibt es dann Punktabzug? Manchmal gibt es inhaltliche Gründe dafür, warum das Schreiben schwerfällt. Dann hilft inhaltlicher Austausch. Kontaktiere Deine Betreuung und/oder sprich mit Kommiliton*innen darüber, wo Du festhängst. Oder lasse Dich coachen (Infos zu meinem Coaching Angebot findest Du hier).

10 Tipps gegen Schreibblockaden

Was Du sofort gegen Schreibblockaden tun kannst

  1. Genug Pausen machen: Zwischendurch Energie tanken und mal an was anderes denken, hilft meist viel mehr, als weiter angestrengt aufs weiße Blatt zu starren. Plane sowohl kürzere (z. B. alle 25 Minuten 5 Minuten Pause) als auch längere Pausen (z. B. 1-2 Stunden Mittagspause). Verbringe die Pausen aber nicht mit Social-Media-scrollen, sondern so, dass Du Dich wirklich erholst. Was brauchst Du gerade? Bewegung, Austausch, Ruhe, Entertainment, frische Luft, genug trinken und eine leckere nahrhafte Mahlzeit können z. B. gerade wichtig sein.
  2. Ortswechsel: Wenn es am Schreibtisch nicht klappt, versuche es vielleicht mal am Küchentisch, in der Bibliothek, im Café oder auf dem Fußboden. Manchmal reicht es auch, den Tisch nur anders hinzusetzen. Du kannst auch schauen, wie Du Dir Deinen Arbeitsplatz minimal bequemer machen kannst, z. B. Höhe richtig einstellen oder ein Kissen verwenden.
  3. Trenne Schreiben, Recherche und Überarbeitung strikt: Wenn Du beim Schreiben immer überlegen muss, ob das jetzt so stimmst und das dann „schnell“ recherchierst oder Dich beim Schreiben schon zensierst und überlegst, ob das jetzt gut formuliert ist, kommst Du nicht in einen Schreibfluss und es bleibt mühselig. Lieber den Timer auf 5 oder 10 Min. stellen und einfach losschreiben. Wenn Du beim Schreiben denkst „oh, vielleicht ist das falsch“, dann schreibst Du in Klammern „nochmal nachgucken“, wenn die Quelle noch fehlt, schreibst Du „Quelle noch einfügen“, wenn es doof klingt, scheibst Du „umformulieren“. So produzierst Du schnell viel Text und hast gleichzeitig eine kleine To-Do-Liste, die Du später abarbeiten kannst. Z. B. zu Zeiten, zu denen Du zum Schreiben zu unkonzentriert oder zu unkreativ bist.
  4. Konkrete Schreibübung oder Schreibstrategie raussuchen und ausprobieren: Schreiben lernen wir in der Grundschule, ist doch völlig klar, wie das geht!? Das heißt aber noch lange nicht, dass wir einfach so und ohne weitere Anleitung quasi auf Knopfdruck einen wissenschaftlichen Text produzieren können. Es gibt verschiedene Schreibübungen und Schreibstrategien, die Du ausprobieren kannst. In diesem Video erkläre ich z. B. die Schreibtechnik Rohtexten (und als Bonus, wie Du den schlechtesten Text der Welt schreibst).
  5. Nimm dir weniger vor: Zwei Stunden am Stück schreiben oder jeden Tag eine Seite schreiben klingt vielleicht erstmal nach einem kleinen und realistischen Ziel, kann aber gerade am Anfang zu viel sein. Grundregel: Wenn Du nicht sofort loslegen kannst, dann verkleinere Dein Ziel. Erstmal nur 2 Minuten schreiben oder nur 3 Wörter. Das kannst Du auf jeden Fall schaffen. Wenn Dein Ziel Dir geradezu lächerlich vorkommt, dann ist es für den Anfang genau richtig, denn so kommst Du ins Tun.
Schreibblockaden sofort lösen – 5 Tipps

Was du langfristig gegen Schreibblockaden tun kannst

  1. Suche Dir Verbündete: Gemeinsam schreibt es sich leichter. Verabrede Dich (online oder offline) mit Kommiliton*innen oder Freund*innen – einmalig oder als regelmäßige Schreibgruppe. Du kannst auch gerne die Kommentare nutzen, um andere Schreibwillige zu finden.
  2. Kläre Punkte, die inhaltlich unklar sind: Sprich mit Deiner Betreuung oder mit Kommiliton*innen darüber. Visualisiere Deine Struktur. Mach was auch immer notwendig ist, um solche inhaltlichen Hürden aus dem Weg zu räumen, wenn Du merkst, dass Du immer wieder am selben Punkt hängenbleibst. Das hat dann vielleicht gar nichts mit dem Schreiben an sich zu tun.
  3. Überprüfe, ob Deine Fragestellung ausreichend eingegrenzt ist: Ohne eine spezifische Fragestellung kannst Du alles Mögliche Schreiben, aber es ist völlig unklar, was wichtig ist und in welcher Reihenfolge. Deine Themenstellung (i. d. R. der Titel der Arbeit) ist noch nicht Deine Fragestellung. Du musst weiter eingrenzen, um Deine Arbeit sinnvoll strukturieren zu können, was das Schreiben ungemein erleichtert. In diesem Video erkläre ich, wie Du Deine Fragestellung eingrenzen kannst. Und hier findest Du meine Checkliste für die Eingrenzung Deiner Fragestellung.
  4. Überlege, welche Vorteile es für Dich hat, (noch) nicht mit dem Schreiben anzufangen: Häh? Aber ich will doch endlich anfangen. Das Aufschieben hat nur Nachteile für mich. Auf den ersten Blick ist das richtig. Aber wenn die ganzen anderen Tipps Dir nicht helfen und Du einfach nichts ins Schreiben kommst, dann lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen. Hat es vielleicht doch irgendwelche Vorteile, das Schreiben noch ein wenig aufzuschieben? Vielleicht musst Du Dich dadurch nicht mit unangenehmen Gefühlen (Angst, Scham, Langeweile…) beschäftigen oder musst Dich nicht festlegen (auf eine Struktur, Methode, Reihenfolge…), vielleicht gibt es Gründe, warum Du gar mit dem Studium fertig werden willst (weil Du nicht weißt, was danach kommt oder weil das Studium für Dich ein Zufluchtsort ist) oder vielleicht bist Du schlicht erschöpft und brauchst ganz dringend eine Auszeit.
    Wenn Du weißt, was die Vorteile für Dich sind, kannst Du überlegen, wie wichtig Dir diese Vorteile sind und ob Du sie auch anders erreichen könntest.
  5. Suche die Schreibberatung Deiner Hochschule auf oder lasse Dich coachen: Manchmal hat man einfach einen Knoten im Kopf und kommt alleine nicht weiter. Dann kann professionelle Unterstützung helfen, diesen Knoten schnell zu lösen. Immer mehr Hochschule bieten Schreibzentren/Schreibberatung an. Und hier kannst Du Dir mein Coaching-Angebot anschauen. Ich führe immer ein kostenloses Vorgespräch, bevor es losgeht, damit wir gemeinsam schauen können, wo der Schuh drückt und welche Art von Unterstützung sinnvoll wäre.

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