
Es ist passiert: “Nicht bestanden” heißt es im Prüfungsportal oder vielleicht hast Du auch einen Brief vom Prüfungsamt erhalten. Natürlich ist es erstmal ein großer Schock, wenn Du die Abschlussarbeit nicht bestanden hast – egal ob Du es schon befürchtet hattest oder gar nicht damit gerechnet hast.
Die gute Nachricht ist: Auch nach einer nicht bestandenen Abschlussarbeit geht es irgendwie weiter, auch wenn sich das im ersten Moment überhaupt nicht so anfühlt.
Was kannst Du jetzt am besten tun? Welche Schritte sind sinnvoll?
Zieh Dich nicht zurück!
Deine Mitstudierenden feiern vielleicht gerade den erfolgreichen Abschluss, Familie und Freund*innen warten darauf, Dich beglückwünschen zu können oder fragen sowieso schon ständig, wann Du endlich mit Deinem Studium fertig wirst. Viele Studierende ziehen sich deshalb aus Scham zurück und erzählen erst mal niemandem, was passiert ist. Du musst natürlich nicht allen erzählen, dass Du bei der Abschlussarbeit durchgefallen bist.
Eine gute Faustregel ist, mindestens zwei Menschen davon zu erzählen. Das muss kein tiefgründiges Gespräch werden, wenn das nicht Dein Ding ist 😉 Wenn Dir niemand einfällt, kannst Du z. B. auch die psycho-soziale Beratungsstelle Deiner Hochschule aufsuchen. Das schöne ist: Wenn Du offen mit Leuten sprichst, öffnen die sich selbst oft auch und erzählen von eigenen Misserfolgen oder von Leuten, denen Ähnliches passiert ist. Und schon fühlst Du Dich weniger allein.
Andere Menschen können Dich ggf. auch mit etwas Ablenkung und positiven Erlebnissen (Sport, Kino, Sauna…) unterstützen. Alkohol, Drogen und anderes Suchtverhalten wie nächtelanges Zocken mögen naheliegend erscheinen, aber bringen Dich jetzt nicht weiter. Widerstehe dem Drang, sprich mit echten Menschen und tue Dinge, über die Du auch in 3 Wochen noch froh bist 🙂
Verstehe, was schiefgelaufen ist
Vielleicht hast Du schon eine Vermutung, warum es mit der Abschlussarbeit nicht geklappt hat, vielleicht hast Du noch gar keine Idee. Versuche auf jeden Fall, mehr herauszufinden. Es ist leichter, eine negative Erfahrung zu akzeptieren, die Du verstehst. Und aus Fehlern kannst Du lernen – für’s Leben oder für den nächsten Versuch. Liegen Dir die Gutachten vor? Wenn nicht, kannst Du sie i.d.R. beim Prüfungsamt anfordern. Lies sie Dir in Ruhe durch (gerne auch mit ein paar Tagen Abstand) und prüfe, ob Du die Kritikpunkte nachvollziehen kannst. Manchmal gibt es einen einzigen gravierenden Punkt (z. B. Plagiat oder generell ein unsauberer Umgang mit Quellen), der zum Durchfallen führt, manchmal mehrere kleine Aspekte, die in Summe dazu führen, dass die Arbeit mit 5,0 bewertet wurde.
Wenn es unklare Punkte gibt, Du also nicht nachvollziehen kannst, worin genau ein Kritikpunkt besteht oder warum der Punkt so schwerwiegend sein soll oder wenn Du konkrete Gründe findest, warum die Kritikpunkte unberechtigt sind, suche das Gespräch mit Deiner Betreuung oder auch mit der Person, die das Zweitgutachten verfasst hat. Bleibe freundlich und sachlich, auch wenn Du Dich ungerecht behandelt fühlst.
Dein Ziel ist es ja jetzt erstmal, mehr Informationen zu erhalten, damit Du die Entscheidung besser nachvollziehen kannst. Wenn das für Dich in Frage kommt, kannst Du bei dieser Gelegenheit auch ausloten, ob Du beim nächsten Versuch wieder mit derselben Betreuung arbeiten willst.
Kläre Deine rechtlichen Möglichkeiten
Kläre die rechtlichen Rahmenbedingungen und eventuelle Fristen. Bis wann kannst Du ggf. Widerspruch einlegen und welche Unterlagen benötigst Du? Steht Dir ein weiterer (oder sogar mehrere) Prüfungsversuch zu und gibt es dafür irgendwelche Fristen? Musst Du Dich dazu ggf. zurückmelden oder neu immatrikulieren?
Falls Dir keine weiteren Prüfungsversuche zustehen (z. B. weil es bereits Dein 2. Versuch war oder weil die Arbeit als Täuschungsversuch gewertet wurde), informiere Dich über die Folgen und mögliche Alternativen. Meist bist Du dann eine Weile für ein Studienfach gesperrt (zumindest in Deutschland). Aber vielleicht gibt es Möglichkeiten, von der Uni an eine Fachhochschule zu wechseln, in einem ähnlichen Studienfach weiterzustudieren und Leistungen anerkennen zu lassen oder an einer Hochschule im Ausland weiterzustudieren.
Auch wenn Du jetzt noch nicht genau weißt, welchen Weg Du einschlagen wirst, informiere Dich unbedingt über Deine Möglichkeiten. Anlaufstellen können z. B. das Prüfungsamt, die zentrale Studienberatung, die psycho-soziale Beratung oder der ASTA sein.
Lerne aus Fehlern und mach Dir einen Plan
Wenn Du Dich entscheidest, einen weiteren Versuch zu wagen, überlege, was Du aus den Kritikpunkten an der ersten Arbeit lernen kannst. Also nicht sowas wie “ich geb mir einfach mehr Mühe”, sondern wirklich ganz konkrete Punkte, z. B. wie Du Deine Quellenarbeit organisieren möchtest oder wie Du für eine gute Struktur der Arbeit sorgen kannst. Schau Dir auch mal meinen Blogbeitrag mit den 5 wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Abschlussarbeit an. Wenn Du Dich an alle 5 Punkte hältst, sollte es beim nächsten Mal eigentlich klappen.
Wenn Du aufgrund von Plagiaten oder unwissenschaftlichem Umgang mit Quellen nicht bestanden hast, dann schau Dir unbedingt diesen Blogartikel an. Da erkläre ich, wie Du versehentliches Plagiat vermeidest und eine wirklich eigenständige Arbeit schreibst.
Umgang mit Ängsten und Zweifeln
Vielleicht plagen Dich jetzt Ängste, dass es wieder nicht klappt oder Du hast das Gefühl, keine Kontrolle über Deinen Erfolg zu haben. Das ist nachvollziehbar, bringt Dich aber nicht weiter. Überlege bei auftretenden Zweifeln und Ängsten, was Du konkret tun kannst, um die befürchtete Situation zu verhindern und auch, was Dein Plan B (oder C oder D) wäre, wenn die Situation tatsächlich eintritt. Wenn Dich die Angst im Alltag oder bei der Arbeit an Deinem Abschluss stark beeinträchtigt, kannst Du auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, z. B. erstmal über die psycho-soziale Beratungsstelle Deiner Hochschule.
In diesem Video erfährst Du, wie Du Versagensängste überwinden kannst:
Wie auch immer – lass Dich von der schwierigen Situation nicht unterkriegen! Eine nicht bestandene Arbeit sagt wenig über Dich als Person oder Deine Fähigkeiten aus, sondern nur über diese eine Arbeit (die zufällig eine große Bedeutung hat) und über Deine Vorgehensweise und Strategien bei ihrer Erstellung.
Mit neuen Strategien wirst Du in der Lage sein, eine andere Arbeit zu schreiben oder andere Ziele zu erreichen.
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